Offene Gesellschaft bei Benjamin Constant

Inhalt

Vortrag

„Absorbés dans la jouissance de notre indépendance privée“: die Ambivalenz der offenen Gesellschaft bei Benjamin Constant

Vortrag bei der Tagung Imaginationen des Sozialen: narrative Verhandlungen zwischen Integration und Divergenz (1750–1945)

organisiert von Benjamin Loy, Simona Oberto und Paul Strohmaier, Teil des DFG-Netzwerks zum Thema „Paragesellschaften: parallele und alternative Sozialformationen in den Gegenwartskulturen und -literaturen“

12. bis 14. Dezember 2018, Universität zu Köln

Car, de ce que la liberté moderne diffère de la liberté antique, il s’ensuit qu’elle est aussi menacée d’un danger d’espèce différente.
Le danger de la liberté antique était qu’attentifs uniquement à s’assurer le partage du pouvoir social, les hommes ne fissent trop bon marché des droits et des jouissances individuelles.
Le danger de la liberté moderne, c’est qu’absorbés dans la jouissance de notre indépendance privée, et dans la poursuite de nos intérêts particuliers, nous ne renoncions trop facilement à notre droit de partage dans le pouvoir politique.

Benjamin Constant, De la liberté des anciens comparée à celle des modernes (1819).

 

Eröffnung des DFG-Netzwerks ‚Paragesellschaften‘

Die Tagung Imaginationen des Sozialen: Narrative Verhandlungen zwischen Integration und Divergenz (1750-1945) bildet den öffentlichen Auftakt für die Aktivitäten des Netzwerkes und wird vom 12.-14. Dezember 2018 an der Universität zu Köln stattfinden.

Das im Januar 2018 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligte interdisziplinäre Netzwerk mit dem Titel ‚Paragesellschaften‘. Parallele und alternative Sozialformationen in den Gegenwartskulturen und -literaturen wurde mit dem Ziel gegründet, den gängigen ideologisch-polemisch aufgeladenen und simplifizierenden Vorstellungen sowie Instrumentalisierungen von sozialer Alterität und Parallelität, die (vor allem) in Politik und Medien begegnen, einen Begriff entgegenzustellen, der die Komplexität der Phänomene um die sogenannte „Parallel- und Mehrheitsgesellschaft“ zu reflektieren vermag.

Unter dem Oberbegriff der „Paragesellschaft“ soll es darum gehen, in literarischen Texten „Gesellschaften in der Gesellschaft“ zu untersuchen, die als Räume zur Verhandlung von Spannungsverhältnissen verstanden werden, etwa in den Bereichen Identität und Pluralismus, Individualität und Gesellschaftlichkeit, Ab- und Ausgrenzung, „Rand“- und „Leitkultur“. Die Forschergruppe ist dabei bestrebt, einen interaktionalen und wissenschaftlich operationalisierbaren Begriff von „Paragesellschaften“ zu entwickeln, der einen philologisch-kulturwissenschaftlich fundierten Beitrag zu aktuellen Debatten leistet. In diesem Sinne besteht ihr zweites Ziel darin, fiktionale Werke in unterschiedlichen Medien als Verhandlungsräume gesellschaftlicher Strukturnarrative zu analysieren und auf ihre ästhetischen Potentiale im Zusammenhang mit der Genese von, Beteiligung oder auch Kritik an bestimmten Imaginationen von Sozialität hin zu prüfen.

Um 1800 beginnt die Karriere des Begriffs „Gesellschaft“, der fortan eine Einheitshypothese impliziert und narrativ strukturierte Vorstellungen davon, wie „Gesellschaft“ zu sein habe produziert Gerade weil der Begriff der „Gesellschaft“ an keine originäre Diskursautorität gebunden ist, sondern von allen möglichen Diskursen beansprucht werden kann, erzeugt sein Gebrauch eine Pluralität von „Rechtfertigungsnarrativen“. Diese können der Legitimation einer bestimmten Imagination von „Gesellschaft“ dienen und ihrerseits „Gegennarrative“ provozieren.

Vor diesem Hintergrund versteht sich die Tagung zum einen als historischer Beitrag zur Archäologie jener im Begriff der „Gesellschaft“ suggerierten „Einheit“, die auch in gegenwärtigen Begriffsverwendungen wie „Alternativ- und Parallelgesellschaft“ nachwirkt, und ihrer narrativen wie imaginativen Verfasstheit.

Grundsätzlich sollen im Kontext der Tagung zum anderen insbesondere solche Phänomene in den Blick rücken, die ab 1750 diese „Einheit“ unterlaufen oder in Frage stellen und der Herausbildung eines „paragesellschaftlichen Narrativs“ zuarbeiten. Ob real oder imaginiert, sollen diese über die reine Geste der Distinktion und Abgrenzung hinaus in ihrer „Eigenkomplexität“ verfolgt werden.

Organisation: Benjamin Loy, Simona Oberto, Paul Strohmaier

https://www.netzwerk-paragesellschaften.fau.de

Programm

Flyer

Tagungsprogramm – Imaginationen des Sozialen

 

Ill.: Freiheitsstatue, New York, Public Domain